Mittwoch, 11. Mai 2016

50 Songs, die „meinen“ Metal definieren

Michael Kohsiek stellte am 06. April eine Liste mit dem folgenden Inhalt online: 50 Songs, die „seinen“ Metal definieren.

Ich wollte mir diese Gedanken ebenfalls machen. Klingt einfach, ist es aber bei weitem nicht. Es kann kein richtig und kein falsch geben, das Ganze ist lediglich eine Momentaufnahme. Vor einigen Jahren wäre das Ergebnis ein gänzlich anderes gewesen. In einigen Jahren wird es das vermutlich wieder sein. Ich habe mir erlaubt, einerseits alles zu streichen, was nicht in meine Definition des Metals passt (besonders um Ayreon und Heart Of Cygnus tut es mir leid, zwei meiner Lieblinge, die aber meines Erachtens nach zu weit neben der Metal-Schublade operieren – von den ganzen Hard Rock-Klassikern ganz zu schweigen), andererseits muss ich einmal mehr die Regel bemühen, jede Band nur einmal zu nennen. Andernfalls wäre die Liste bereits mit einer Hand voll Bands gesprengt.

Da ich meine Listen am liebsten kommentiert habe, versuche ich, jeweils eine kleine Anmerkung loszulassen.

Sortiert ist rein Alphabetisch, diese Brillanten kann ich nicht mehr Qualitativ gewichten:

3 Inches Of Blood – Deadly Sinners

Dieser Song steht aus zwei Gründen hier: einmal stehe ich total auf hohe, schneidende Vocals. Die gibt’s hier im Überfluss, und zweitens, wenn mich ein Song packt und der Refrain geil ist, dann kann ich über einen etwas sterilen Sound hinwegsehen. Deadly Sinners ist ein knackiger Hit.

Angel Witch – Angel Witch

Das vermeintliche One Hit Wonder der N.W.O.B.H.M. – was natürlich nicht stimmt. Das Debutalbum ist ein stimmiger Klassiker ohne Ausfall, die Bandhymne überstahlt die anderen Kompositionen eben mit ihrer unglaublichen Eingängigkeit. In meiner kleinen Welt sind Angel Witch nach Demon und Maiden die drittbeste N.W.O.B.H.M.-Band (nein, Priest sind nicht N.W.O.B.H.M.).

Atlantean Kodex – Heresiarch

Eine monumentale Erhabenheit, die ich so seit der dritten Doomsword-CD von 2002 nicht mehr gehört habe. Der Kodex schafft es, die Aura der Hammerheart-Scheibe mit dem schieren Stahl der frühen Manowar zu verbinden. Ein perfektes Album mit unzähligen Höhepunkten, derzeit ist Heresiarch mein klarer Favorit.

Avantasia – Reach Out For The Light

Ein Überbleibsel alter Tage, als europäischer Melodic-Metal für mich noch die Königsdisziplin war. Auffallend, dass gerade ein Jungspund mit Hilfe eines reaktivierten alten Helden ein Highlight erschafft, das für mich beständiger ist, als die eigentlichen Klassiker dieses Genres.

Beyond Twilight – Shadowland

Eine sehr starke, eigenständige Mischung. Einerseits klar, dezent poliert produziert, anderseits getragen von düsterer Stimmung. Dazu die beste Gesangsleistung von Jorn Lande. Besser klang der Mann nie. Von diabolischem Wolfsheulen bis hin zu liebreizenden Herzensmomenten alles in einer Komposition. Toll.

Blind Guardian - The Ninth Wave

Blind Guardian waren und sind in jeder Phase wichtig für mich. Auch in der jetzigen Form. Deswegen explizit ein Stück der umstrittenen Jetzt-Zeit und kein Song der alten Klassikeralben. Es gibt nur wenige Verzahnungen von Orchester und Metal, die so gut gelungen sind. Ich empfinde das als künstlerisch enorm hochwertig.

Cage - I Am The King

Das vierte Album ist bereits verschrien als plakativer Painkiller-Metal. Das trifft meines Erachtens erst auf die kommenden Scheiben zu. Die Hell Destroyer war für mich noch abwechslungsreich, die Songs sind eigenständig – und eingängig. Der Refrain von I Am The King frisst sich äußerst tief in die Hirnrinde.

Candlemass – Of Stars And Smoke

Eine Hammerband. Es musste entweder eine Perle des Nightfall-Albums sein, oder dieser Song – der beste aus der Lowe-Zeit. Da mir der Sound hier besser gefällt, ist es dieses Mal nicht Samarithan. Lowe, der vielleicht beste Doomsänger, Edling, der wohl beste Genrekomponist – was für eine Kombination.

Cirith Ungol – Fallen Idols

Cirith Ungol – vier Alben, vier Klassiker, mit Baker ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Eine unantastbare Größe. Warum ein Song vom Abschlusswerk? Das Album ist in seiner Gänze eingängiger (nicht besser), infolge dessen hat es sich mir eher erschlossen und mich nachhaltiger geprägt. Alleine schon das verzweifelte Lead im Intro, die melancholische Stimmung, dazu dieser Chorus. Eine Herzenssache.

Cloven Hoof - Astral Rider

Cloven Hoof sagten mir bis zum Erscheinen der Rerecordings 2008 gar nichts. Damals mochte ich sofort den starken Gesang von Russ North. Ich habe mich dann ein wenig durch die Vergangenheit dieser Band gehört – und habe A Sultan’s Ransom für mich entdeckt. Eine tolle Scheibe. Nicht so ungestüm wie die ersten beiden Alben, eine Spur vertrackter, aber vollgepackt mit tollem Songwriting und starkem Gesang. Der Refrain von Astral Rider krönt das Ganze noch.

Crimson Glory - Painted Skies

Zu Crimson Glory wurde ich sehr spät berufen. Durch einen grandiosen Auftritt mit Todd La Torre. Eine unglaubliche Magie wurde an diesem Abend versprüht. Seitdem kann ich die ersten beiden Alben nicht mehr aus meinem Leben wegdenken. So schnell so tief berührt hat mich Musik selten. Welcher Song? Eigentlich egal, es reihen sich auf den beiden Scheiben Volltreffer an Volltreffer.

Dark At Dawn - Within The Light

Eine der besten deutschen Bands mit einem hervorragenden und in keine Schublade passenden Sänger. Kohlrausch hat Stimmbänder wie Stahlseile. Schade, dass die Band nie richtig durchstarten konnte. Diese kombination aus tollen Vocallines, Maidenharmonien, dezenten Keys und dem testosteronstrotzenden Gesang ist geil.

Darkthrone – Canadian Metal

Der Gegenentwurf zu dem, was ich eigentlich schätze. Ich mag es gerne klar, differenziert, erstklassig gesungen. Dafür nehme ich dann auch ab und an eine gewisse Politur in Kauf. Das hier ist anders. Das ist dreckig, das poltert, das ist voller Rotz und üblen Gerüchen. Diesen Black’n’Roll, oder wie man das letztendlich nennen mag, höre ich zur Abwechslung sehr gerne. Ich möchte nicht auf Darkthrone in ihrer rotzigen Phase verzichten mögen.

Dawnbringer - Old Wizard

Nach Pharaoh meine zweitliebste Black-Baustelle. Bei Dawnbringer schwebt ein mystisches Flair mit, dass beispielsweise High Spirits komplett abgeht. Ich liebe das Nucleus-Album. So gut war Black solo weder zuvor noch danach. Old Wizard, diese intensive, schleppende Doomnummer, ist die Krone des Albums.

Demon – Blue Skies In Red Squares

Eine meiner liebsten NWOBHM-Bands. Demon waren wesentlich wandlungsfähiger als ihre Genossen, haben von Hard Rock über Prog bis Metal viele Einflüsse erstklassig verarbeitet. War das Label schuld daran, dass sie nie so groß wurden, wie es Priest und Maiden wurden? War es die Wandlungsfähigkeit? Sind sie zu wenig getourt? Demon müssten in einer gerechten Welt viel größer sein. BSIRS kann man nicht besser machen. Getragenes Intro, flottes Tempo in den Strophen, tolle Melodien. Herrlich.

Dickinson - Navigate The Seas Of The Sun

Bruce Bruce ist nur mein zweitliebster Maiden-Sänger (Asche auf mein Haupt), außerdem sehe ich seine Gesangsleistung eine Stufe unter der Krone der Schöpfung. Er singt sehr gut, keine Frage, das letzte Prozent, das ich Göttern wie Dio, Halford oder Adams attestiere, finde ich bei ihm aber nicht. Mit einer Ausnahme. Das bislang letzte Soloalbum – dort singt er göttlich. Zumal seine letzten drei Soloalben auch Qualitativ mit jedem seiner Maiden-Alben mithalten können. Mit jedem! NTSOTS sticht deswegen hervor, weil er hier ob der getragenen Struktur noch besser zur Geltung kommt.

Doomsword – Heathen Assault

Ein martialischer, barbarischer Brocken von einem Song. Sehr eigenwilliger, äußerst theatralischer Gesang, schleppendes Tempo, eine gnadenlose Walze. Ein Song, der für mich (ähnlich wie bei Atlantean Kodex) die bathorysche, naturverbundene Epik perfekt mit echtmetallischem Songwriting verbindet – und mir dadurch noch lieber ist als das Schaffen Bathorys.

Helloween – The Dark Ride

Ein Song, der hier steht, um zu zeigen, dass es mir manchmal gerade die Alben, die aus dem eigentlichen Bandkontext ein wenig ausbrechen, mehr angetan haben, als die jeweiligen Klassiker. Natürlich mag ich das Debut und die Keeper-Alben sehr gerne, natürlich war Kiske eine Liga über Deris – aber speziell das „andere“ Album, The Dark Ride, das einiges düsterer und moderner produziert war, ist mir das Liebste. Es gibt wie immer hervorragende, eingängige Songs, einen tollen Longtrack – und keinen Ausfall. Der Titeltrack steht hier deswegen, weil er meiner Meinung nach Qualitativ mit den Keeper-Longtracks mithalten kann – zusätzlich aber die eben erwähnten Besonderheiten mit sich bringt.

Iced Earth – Gettysburg

Der technisch alles überragende Owens und ein abendfüllendes Epos, das trotz der narrativen Elemente niemals die Grenzen des Metals verlässt. Großes Kino. Ich weiß, dass viele I.E.-Anhänger dem Frühwerk nachtrauern, für mich – der damals noch tief im Euro-Metal steckte – war der Brückenschlag zu aufwendiger Orchestrierung und die Steigerung der Eingängigkeit aber eine Offenbarung. Der einzige Barlow-Song, der mich ähnlich packt, ist Damien.

Iron Maiden - Phantom Of The Opera

Natürlich muss eine so szeneprägende Band wie Maiden hier vertreten sein. Und natürlich muss ich einmal mehr von mir geben, dass ich Fan der beiden Di’Anno-Alben bin. Vergleichbare Eier hatte kein anderer Maiden-Fronter. POTO ist die Blaupause aller kommenden, großen Maiden-Songs. Vertrackt, verspielt, unvorhersehbar.

Jag Panzer (Bob Parduba) - Chain Of Command

Da Harry auf dieser Liste noch zweimal gewürdigt wird, möchte ich unbedingt Parduba dabeihaben. Er sang klarer, heller, dafür weniger voluminös als der Tyrant – Jag Panzer hatten das Glück, zwei Hammersänger in ihren Reihen zu haben. Auch wenn man einen Teil der Songs in späteren Versionen mit Harry kennt, muss man das hier gehört haben.

Jack Starr’s Burning Starr - Once And Future King

Jack Starr hatte ein unglaublich gutes Händchen. Er hat aus dem Stehgreif einen richtig tollen Sänger für seine Burning Starr-Fortführung gefunden. Das Album lebt einerseits von den eingängigen Songs Starrs, andererseits aber vor allem von den tollen, gerne mehrstimmig arrangierten, klaren Gesängen Todd Michael Halls. Ich verzeihe da gerne den leblosen, nach Kunststoff riechenden Sound.

Jacob’s Dream – Kinescope

Das Debut der Band ist so ein Album, das man als Metalfan eigentlich mögen muss. Grandioses, dezent technisches Songwriting, super gespielt, zeitlos produziert, stark gesungen. Schade, dass nach einem nur noch guten Zweitling nichts zwingendes mehr gekommen ist – und vor allem der eigenständig klingende David Taylor von Bord ging. Ein Album, das auch nach 15 Jahren nichts von seiner Klasse verloren hat – und den Opener als Paradebeispiel für tolles Songwriting.

Judas Priest – Screaming For Vengeance

Die beste und einflussreichste Band der Welt muss natürlich ebenfalls genannt werden. Welchen Song aus dem unendlichen Fundus an Edelsteinen soll man da bitte auswählen? Noch dazu bei einer Band, die stilistisch so ziemlich jedes Register des Metals bedient hat? Auf jedem Album gibt es Songs, die es verdient hätten, hier zu stehen. Ich wähle ein Stück der Zeit, die wohl die einflussreichste auf die gesamte Szene war.

Leash Law – Dogface

Den Bandnamen hatte ich dunkel im Hinterkopf, da Gründungsmitglied Renstrom mal bei Rob Rock aktiv war. Die Reviews waren nicht berauschend, also hielt ich Abstand. Bis das Album für wenige Euros verramscht wurde. Ich habe mich geärgert, die Scheibe nicht viel früher gekauft zu haben. Neun knackige Songs, schillernder Gesang von Wade Black, starke Gitarrenarbeit – ein verkanntes US-Metal-Album, das viel zu wenig Gehör gefunden hat.

Manowar – Guyana

Selbstverständlich muss eine der größten Bands unseres Planeten auf dieser Liste berücksichtigt werden. Selbstverständlich mit einem Song, der die größte Stärken hervorhebt: die unnachahmliche Epik und Eric Adams. Kein Album auf dieser Welt ist mächtiger als die ersten vier Alben dieser Band – das ist die pure Definition von Epic Metal.

Manilla Road - Riddle Of Steel

Manilla Road – jahrelang das vermeintlich hässliche Entlein, heute eine respektierte und anerkannte Untergrund-Größe. Ich persönlich habe mich damals nicht mit den Vorurteilen der Band gegenüber beschäftigt, sondern mir schlicht und einfach den damals neuen Release, Gates Of Fire, aus Neugierde zugelegt. Ich habe mich recht schnell in den sehr eigenständigen Sound der Band verliebt, und da es der Erstkontakt war, ist mir dieses Album heute noch sehr wichtig. Deswegen auch hier der tolle Opener – und kein Song der frühen Klassiker.

Medieval Steel - Medieval Steel

Ja, genau, diese eine Nummer... J Klar, die übrigen Songs der EP sind gut. Auch das aktuelle Album ist toll geworden. Dennoch gibt es da diese eine Hymne, die das gesamte Bandschaffen überstrahlt. Ist einfach so, kann man nichts machen. Bei diesem Song passt einfach alles zusammen, der Spirit, der Sound, der große Refrain.

Nevermore – The Heart Collector

In meiner Welt die vielleicht beste Halbballade aller Zeiten. Emotional ohne Ende, null Kitsch, an den richtigen Stellen die nötige Härte – und Dane ist unglaublich intensiv. Ich gehöre ja zu der Minderheit, denen Nevermore mehr bedeutet als Santuary.

Nocturnal Rites - Against The World

Die Zeit des übermäßigen Melodic-Metal-Konsums ist bei mir vorbei. Dennoch gibt es ab und an Momente, da brauche ich das. Dann aber gerne die etwas gebremste und kantigere Version – wobei kantig in diesem Genre nicht zu wörtlich zu nehmen ist. Masterplan, Thunderstone – oder eben Nocturnal Rites. Against the World ist ein Hit.

Omen – Death Rider

Knackig, rotzig, und ein Sänger, der einerseits wahnsinnig rau klingt, dabei aber immer eine majestätische Erhabenheit ausstrahlt. Die ersten drei Omen-Alben sind einfach geil, um das mal so direkt zu sagen. Verspielte Leads, knackige Riffs, tolle Gesangsmelodien – man spürt jede Sekunde, dass die Jungs hoch motiviert waren, man spürt den Tatendrang und die Energie. Death Rider hat dazu noch einen Hammerrefrain.

Overlorde - Snow Giant

18 Jahre nach der Debut-EP hauen Overlorde das erste Album raus, kommt jetzt auch nicht so oft vor. Die Band beherrscht den epischen US Metal nahezu perfekt. Was sie aber auch können, sind kurze, knackige Brecher, wie den hier gewählten Titelsong. Das Album ist eine klare 10/10, Highlight ist der Wahnsinnsgesang von Lucas – für mich als Fan von hohen, schneidenden Vocals gehört der gute Mann zu den ganz Großen.

Pharaoh - By The Night Sky

Die US-Version eines großen Maiden-Epics. In Sachen Dramatik, emotionaler Tiefe, herausragender Spieltechnik und großen Melodien keinen Deut schwächer als die Höhepunkte des Jungfräulichen Schaffens. Alleine die Bridge ist geiler als die meisten Refrains anderer Bands – und wenn nach fast drei Minuten zum ersten Mal der Chorus erklingt, bekomme ich immer noch Gänsehaut.


Powerwolf - Wolves Against The World

Fetter, überproduzierter Sound? Ja, stimmt. Klischeereiterei und doofes Image? Stimmt auch. Ich verstehe ja die Argumente derjenigen, die mit den Wölfen nichts anfangen können. Wer aber die Liste bis hierher gelesen hat, der weiß, dass man mich mit einer starken Hookline einfangen kann. Und wenn die Wölfe eines können, ist es, Hits am Fließband zu schreiben. Ob das noch echter Metal ist, ob das ehrlich ist und Eier hat, das kann man ja gerne hinterfragen – dass die Jungs komponieren können, das lässt sich aber nicht bestreiten.

Primal Fear - Back From Hell

Damals wurden Primal Fear als Priest-Rip-Off belächelt. Für mich war das Album damals ein Pflichtlauf. Scheepers gehört zu den Besten seines Fachs, das Material war knackig, ich bin voll drauf abgegangen. Die Nuclear Fire läuft immer noch regelmäßig.

Queensryche - Queen Of The Reich

Aufgrund der hervorragender Qualität der Alben zwischen 1997 und 2003, also mitten in meiner metallischen Findungsphase, habe ich lang Abstand von dieser Band gehalten... Was natürlich totaler Quatsch war. Die EP und die Mindcrime sind klar 10/10, die ersten beiden Alben 9/10, und der Empire würde ich noch 8/10 geben. Von den progressiven, aber ohne Firlefanz auskommenden EP-Songs, gefällt mir vor allem Queen Of The Reich. Ein Song, der auf den Punkt bringt, was ich an dieser Band mag.

Rage - Firestorm

Rage in allen Phasen waren immer eine der wichtigsten einheimischen Bands für mich. Ich habe keine genaue Statistik, aber ich denke, ich habe keine andere Band öfter auf der Bühne gesehen als Rage. Am liebsten waren mir die Inkarnationen mit starken, individuellen Gitarristen – also die Alben mit Manni auf der einen und Smolski auf der anderen Seite. Hier ein Song der Manni-Phase, da mir unterm Strich Peavys damals abwechslungsreicherer Gesangsstil besser gefällt.

RAM - Suomussalmi (The Few Of Iron)

Das ist Priest-Worshipping der allerbesten Art und Weise. Dazu noch von einer absolut authentischen Band. Ich mochte diesen epischen, abwechslungsreichen Track schon beim ersten Durchlauf. Er überragt das Material der Alben eins bis drei deutlich. Erst mit dem letztjährigen Album haben mir RAM gezeigt, dass dieses Niveau kein einmaliger Ausrutscher nach ganz oben war. Eine tolle Hyme!

Riot - Flight Of The Warrior

15 Alben ohne wirklichen Ausfall, das ist stark. Dazu noch stilistisch so divergent, wie man das ganz selten findet. Natürlich müssen Riot auf diese Liste. Die Auswahl eines repräsentativen Songs ist entsprechend schwer. Alse suche ich gar nicht lange nach einer einigermaßen neutralen Begründung, sondern wähle den Song, der mich gerade heute wieder zum Mitsingen gebracht hat.

Rob Rock – Streets Of Madness

In meiner musikalischen Frühphase habe ich sehr viel Pell gehört. Sein zweites Album – mit Rock am Gesang – höre ich heute noch sehr gern. Ich mochte den voluminösen, ausladenden Gesang sofort. Entsprechend heiß war ich auf sein Solodebut. Ich halte das Rage of Creation-Album immer noch für absolut toll. Streets of Madness hat alles, was ein toller Metalsong braucht.

Running Wild - The Privateer

Ich liebe ja die Black Hand Inn. Klar ist das viel getriggertes Dauergeballer, aber die Songs sind zum letzten Mal durchweg stark. Rolf hat damals mit die geilste Rhythmusgitarre der ganzen Szene gespielt. Schade, dass dieser speedige, immer europäisch klingende, aber mit Eiern inszenierte Metal ein Stück weit ausgestorben ist.

Sacred Steel – Open Wide The Gate

Viele vergöttern den US-lastigen, direkten Metal der ersten beiden Alben. Ich stehe eher auf die hervorragende Melange von Oldschool-Einflüssen mit extremeren Tendenzen. Ich liebe die Momente, in denen Gerrit Growls auspackt oder die Band ein extremes Riffgewitter abruft, das über die eigentliche Schublade hinausgeht. In Folge dessen ist die Iron Blessings mein Liebling. Leider sind diese Einflüsse ja mit dem Abgang der Gitarrenfront verschwunden.

Satan’s Host – Before The Flame

Der beste Song dieser Band. Punkt. Majestätischer Gesang trifft auf verschachteltes Rhythmusspiel einschließlich gelegentlicher Geschwindigkeitsausbrüchen. Ich liebe es, wie Harry über den extremen Songparts thront, nie die Kontrolle verliert, und nach dem kurzzeitigen Ausbruch einen gottgleichen, epischen Refrain raushaut. Satan’s Host sind  spannend, äußerst individuell, und gottseidank auch noch auffallend Produktiv.

Savatage - The Wake Of Magellan

Wieder eine sehr wandlungsfähige Band, bei der ich alle Phasen zu schätzen weiß. Ich hätte mich für einen knackigen Metalsong der Frühphase entscheiden können, oder für eine der bereits orchestrierten, aber noch kernigen Perlen der Streets/Gutter-Zeit. Ganz bewusst möchte ich aber daran erinnern, dass auch die polierten, von Stevens gesungenen Nummern ihre Klasse haben. Der Refrain von TWOM packt mich auch heute noch.

Six Feet Under - Murdered In The Basement

Death Metal läuft bei mir selten, aber in der richtigen Stimmung ganz gerne. Manchmal die technische Ausprägung, manchmal die schleppende, am liebsten aber - wie hier - die dreckige, eingängige Version. Wieder eine der Bands, die aufgrund Ihrer Eingängigkeit belächelt wird. Ich werde nie verstehen, weshalb man die Grundsatzentscheidung „simpel“ oder „komplex“ treffen soll. Ich mag je nach Stimmung beides.

Soilwork - As We Speak

Ein Exempel für die Momente, in denen es moderner und steriler zugehen darf. Trotz eines glatten, eingängigen Refrains wird die Härte nicht zurückgeschraubt, die Gitarren sind komplex genug, um aus dem Song eine Metal-Nummer und kein NU-Geschrubbe zu machen. Handwerklich überragend gespielt und vor allem toll gesungen – Speed gehört unter den Schreihälsen zu den besten Sängern.

The Vision Bleak - Secrecies In Darkness

Ein Song, der gemessen an meinen Vorlieben, stilistisch ein wenig aus dem Rahmen fällt. Ich mag aber die Atmosphäre sowie die Paarung von treibenden Gitarren mit dunklem Gesang sehr gerne. Nichts für jeden Tag, aber wenn diese Liste einigermaßen repräsentativ für meinen Geschmack sein soll, dann gehören auch die „Randbereiche“ berücksichtigt.

Threshold – Choices

Ich würde Threshold nicht als Prog-Band bezeichnen. Es handelt sich fraglos um sehr versierte Musiker, das Material ist alles andere als simpel, aber bei Threshold steht der Song im Mittelpunkt. In der Phase mit Mac haben sie kein Album abgeliefert, das „nur“ gut wäre. Unter der Menge an tollen Kompositionen gehört Choices zu meinen liebsten.

Titan Force – Winner/Looser

Uns Harry, zum zweiten mal. Ich empfinde die Titan Force-Alben als zugänglicher und direkter als seine Jag Panzer-Alben. Ebenfalls finde ich, dass Harry bei T.F. mehr aus sich rausholt als bei J.P., sein Gesang gefällt mir hier noch besser. Ein ganz großer Sänger, tolle Songs, Metal mit Eiern und Herz, besser kann man das nicht machen.

Virgin Steele - Through Blood And Fire

Und zum Schluss der größte Abstieg der Metalgeschichte. Von Gottalben wie Noble Savage, The Marriage Of Heaven And Hell, Invictus hin zu The Black Light Dingsbums? Unfassbar. Aber genug der negativen Worte. In seinen guten Jahren war DeFeis ein hervorragender, eigenständiger Sänger mit unglaublichem Charisma – und ein klasse Komponist. Er schaffte es als einer der wenigen, eine erhabene epische Stimmung zu kreieren, die sich fernab von martialischen Klischees bewegt.

So, eine Mammutaufgabe, die mich über Wochen zum Grübeln brachte, ist erledigt. Lieber SMM, bitte künftig einfachere Hausaufgaben.

Freitag, 4. September 2015

Rob Rock - Rage Of Creation


Die Hitze verschwindet, die Nächte werden endlich länger, die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn nimmt zu, und das Bedürfnis, mich mitzuteilen, wächst.

Das Album, das ich heute hier vorstellen möchte, feierte am 26. Juli seinen fünfzehnten Geburtstag. Im Jahr 2000 erscheinen viele Scheiben, die für mich essentiell sind (Halford – Resurrection, Jacob’s Dream – same, Ayreon – Universal Migrator, Jag Panzer – Thane to the Throne, Helloween – The Dark Ride, Iron Maiden – Brave New World, Nevermore – D.H.I.A.D.W. und viele mehr). Weshalb mir dieses Album auch anderthalb Jahrzehnte später immer noch unglaublich gut gefällt und es sich mindestens so gut gehalten hat, wie die oben genannten? Ich denke, weil es die Welten Rock und Melodic Metal ein Stück weit verbindet, und es treffen US-Songwriting auf europäisches Melodieverständnis – ähnlich wie bei so manchem Riot-Song.

Aber genug geschwafelt, kommen wir zum wichtigen Teil:

The Sun Will Rise Again

Nach dem kurzen Intro direkt ein schnelles Gitarrenlead, flottes Tempo, kurze und schmerlose Strophe und ein Hammerrefrain. Das ist eingängig und melodisch, aber weder zu soft noch – trotz verspieltem Solo – kein neoklassischer Stratovarius-Metal. Hit. Textlich kommt bereits das stets hoffnungsvolle Gemüt des christlichen Double-Rs zum Vorschein, ohne belehrend zu sein oder in den White Metal abzudriften – was ihm seltsamerweise manchmal zum Vorwurf gemacht wird.

One Way Out

Rockiger als der Opener, dennoch flott und auf den Punkt. Erinnert mich ein wenig an seinen ganz kurzfristigen Brötchengeber Pell. Neben dem gelungenen, minimalen Refrain (der manchem sicher zu oft wiederholt wird, wenn auch nie in Maiden-Maßstäben) gefällt vor allem das tolle Solo, das einigen Raum in der kurzen Nummer bekommt. Roy Z. wird als Klampfer unterschätzt.

Judgement Day

Der längste Song des Albums. Stakkatoriffing trifft zu Beginn auf düsteren Gesang, um dann in einem großen Refrain aufzugehen. Später, nach drei Minuten, wird das Tempo angezogen, die Gitarren klassischer. Auf Halfords Crucible – die später erschien und ebenfalls von Roy Z. produziert wurde - gab es manche Stelle, da musste ich an den Song hier denken. Wir haben es hier dennoch nicht mit einem klinischen Pantera- oder Jugulator-Song zu tun, allein schon der Gesang, die Leads und der variable Verlauf der Nummer sorgen für einen oldschooligen Charakter.

Streets Of Madness

Mein Liebling der Scheibe. Man muss beim dramatischen Aufbau und der Gitarrenarbeit zwangsweise an Iced Earth denken, wenn auch nicht mit deren Härtegrad, wofür vor allem der immer melodische Gesang verantwortlich ist. Dieser Song ist einfach ein Hit, fertig aus.

Eagle

Die Harren Rock und Ramirez schaffen hier, was nur ganz wenigen gelingt: sie interpretieren eine Fremdkomposition dermaßen schlüssig und eigenständig, dass daraus ein vollwertiger, eigener Song wird. Ich kenne abgesehen von der priesterlichen Interpretation von Diamonds And Rust kein weiteres Beispiel, wo dies so konsequent umgesetzt wurde. Der schleppende Groove und der unglaublich epische Vortrag von Rock lassen diesen Abba-Song zu einer Perle werden, die an Sabbath mit Dio erinnert. Erhaben und verträumt.

All I Need

Nach drei metallischen Höhepunkten am Stück eine kurze, rockige Verschnaufpause. Das ist toller AOR mit dezent metallischer Kante, in den 80ern mit entsprechendem Airplay hätte ein solcher Song wohl etwas reißen können. Heute sorgt er für mich in erster Linie für Abwechslung und erweitert das Album um eine Facette, ohne jedoch unverzichtbar zu sein.

Media Machine

Im Gegensatz hierzu. Das eröffnende Riff schreit sehr nach Bark At The Moon, was mich aber nur so lange verstimmt hat, bis ich in den Credits gelesen habe, dass tatsächlich Jake E. Lee hier zu hören ist. Rob Rock zeigt hier, wie er einen Song interpretiert, der von Badlands oder Ozzy stammen könnte. Und da er sowohl Ozzy als auch Ray Gillen stimmlich überlegen ist (yeah!) klappt das super. Toller Song, platter Kritiktext hin oder her.

In The Night

Das Liebesballadenintro schreckt zuerst ab, nach dem Intro rettet sich die Nummer aber zu einem passablen Stampfer, der dem Interpreten inhaltlich sicherlich wichtig ist, über „ach ja, hm“ nicht hinauskommt. Im Schlusspart packt Rock kurz hohe Schreie aus, die richtig gut reinlaufen. Schade.

Never Too Late

Wieder an der Grenze von US-Rock zu melodischem Metal, wieder schlicht, aber effektiv. Neben dem Opener der Song, der auf der lyrischen Ebene die Lebenseinstellung Rocks am besten zur Geltung bringt. Entsprechend singt er mit Herzblut und Überzeugtheit – einer der Nummern, die durch die vokale Interpretation auf einen anderen Level gehoben wird – wenn man ähnlich gesangsfixiert wie ich ist und ähnliche stimmliche Vorlieben hat.

Forever

Wieder eine Liebesnummer – love of my life. Himmel, ja, textlich regiert hier der Kitsch, keine Frage. Musikalisch ist alles im grünen Bereich, auch wenn der Solopart dieses Mal wirklich sehr europäisch klingt. Trotzdem gilt, wie beim Vorgänger: der Gesang macht aus einer vermeintlich kitschigen Nullnummer einen gelungenen Song.

Abschließend, nach der ganzen subjektiven Schwärmerei trotz diverser objektiver Kritikpunkte, noch ein paar Worte zum oft gescholtenen Roy Z.: einige seiner Arbeiten als Produzent leiden unter dumpfem Gitarrensound (Accident Of Birth, The Chemical Wedding) oder, was ich schlimmer finde, blechernen Drumsampels (Made Of Metal, Holy Hell). Nicht so bei Rage Of Creation. Meiner Meinung nach ist der Sound absolut stimmig, differenziert und immer auf Rocks Stimme ausgerichtet. Toll. Über die starke gesangliche Leistung braucht man hoffentlich keine Worte zu verlieren, Rob gehört zweifelsohne zu den allergrößten seines Metiers.

Ein wenig bedauere ich, dass nach immerhin 4 Soloalben zwischen 2000 und 2007 bislang keine weiteren nachkamen – wobei man anmerken muss, dass die Scheiben 2 bis 4 zwar gut, aber nicht so herausragend wie die Rage Of Creation sind.

Auf die nächsten 15 Jahre!

Donnerstag, 11. Juni 2015

Shane McKenzie – Geil auf Sex und Tod

Mein dreizehnter Festa-Extrem (ich habe chronologisch mit der eins angefangen und seitdem alle Bände gelesen, derzeit fehlt mir noch der kürzlich erschienene vierzehnte Band, der aufgrund angehäuftem Lesestoff noch ein wenig warten muss) hat nicht nur den beknacktesten, plakativsten Titel, der mir je untergekommen ist, und ist außerdem in meinen Augen qualitativ deutlich unter den schwächeren Festa-Extrem-Titeln angesiedelt. Es ist das erste Buch dieser Reihe, von dem ich enttäuscht bin (und das nicht mit den Augen einen Lesers, den diese Serie aufgrund der obszönen und gewaltverherrlichenden Inhalte eh abschreckt, sondern mit den Augen eines Fans).

Der Einstieg und die Charakterisierung des Protagonisten gefielen mir noch ganz gut. Der gehänselte, unansehnliche und unreinliche Gary, der am Leben total gescheitert ist und selbst bei Jüngeren als Bully herhalten muss, hat Potential. Mit Auftreten der Fresslinge wurde der eigentliche Plot eingeleitet. Was mit dem ersten Vieh noch ein paar Seiten lang funktioniert hat, ging mit dem Zweiten dann den Berg runter. Die Zerstörungsorgie aus Gewalt und Sex, die das letzte Drittel des Buches ausmacht, packt mich überhaupt nicht.

Während ich bei anderen Extremfestas bedauert habe, dass sie unter kurzem Umfang leiden, war ich hier froh, an einem Nachmittag das Ende zu erreichen.

Ein Ausrutscher bei dreizehn Bänden ist aber beileibe kein Beinbruch, zumal es auch Stimmen gab, die diesen band mochten. Am Ende eben reine Geschmackssache. Abschließend noch mein persönliches Ranking aller bisher gelesenen Festa-Extrem-Bände, beim Besten angefangen, beim Schwächsten aufgehört:
 
1.       Muschelknacker
2.       Der Teratologe
3.       Willkommen in Hell, Texas
4.       Das Schwein
5.       Monstersperma
6.       Goon
7.       Quäl das Fleisch
8.       Sein Schmerz
9.       Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt
10.   Buk und Jimmy ziehen nach Westen
11.   Population Zero
12.   Eine Nacht in der Hölle
13.   Geil auf Sex und Tod

Freitag, 17. April 2015

Stephen King - Schwarz & Drei

Ich habe nach langen Jahren Frieden mit dem König geschlossen.

Meine ersten Versuche Ende der Neunziger, mich mit dem ein oder anderen Buch von Stephen King zu beschäftigen, scheiterten kläglich. Er hat mich schlicht und einfach nicht erreicht. Zuerst las ich damals den Roman „Es“, dessen Verfilmung mir bereits bekannt war. Vielleicht lag darin die Krux, der Roman schien mir so langatmig, stellenweise wirr. Ich habe ihn nach etwa der Hälfte weggelegt und irgendwann verschenkt. Damit gehört „Es“ wohl zu einem von weniger als zehn Büchern in meinem ganzen Leben, die ich begonnen, aber nicht beendet habe.

Ich weiß noch, dass ich mir ein paar Jahre später „Das Schwarze Haus“ gekauft habe, ich kann mich an die Aufmachung des Buches erinnern, merkwürdiger Weise aber nicht im Geringsten an den Inhalt. Ich kann heute nicht mehr sagen, ob ich es angelesen habe oder aufgrund der Tatsache, dass ich den Autor auf eine mentale Bannliste gesetzt habe, schlicht und ergreifend nie angefasst habe.

Mein ersten wirklich gelesener King war der 2006 erschienene Roman „Puls“, der mir damals zum Geschenkt gemacht wurde. Ich lese jedes geschenkte Buch grundsätzlich, alleine schon aus Respekt dem Schenkenden gegenüber, der sich hoffentlich bei seiner Auswahl etwas gedacht hat. So auch „Puls“. Offen gesagt, ich fand es unterdurchschnittlich. Das mag unter anderem daran liegen, dass ich Zombieszenarien in Buchform nicht sonderlich mag, oder an der Tatsache, dass ich die stets präsente Technikverteufelung nicht als ironisch, sondern als unreflektiert und lehrerhaft empfinde.

Warum es einen erneuten Anlauf gab?

Immer wieder war mein Umfeld voll mit Lob über diesen Autor. Ihm wird immer wieder bescheinigt, die Fähigkeit zu besitzen, seinen Charakteren eine besondere Tiefe zu verleihen und dadurch selbst den abstrusesten Handlungssträngen immense Glaubwürdigkeit zu geben. Lange Rede, kurzer Sinn: ich habe ganz spontan den ersten Band seines vermeintlichen Magnum Opus „Der Dunkle Turm“ erworben und angefangen zu lesen.

Die erste Lesepause machte ich erst, als die Müdigkeit mich eingeholt hatte. Das Buch war zu diesem Zeitpunkt bereits über die Hälfte gelesen. Am nächsten Morgen konsultierte ich meine Badewanne, die ich erst verlassen habe, als das Buch vollständig gelesen war.

Es ist Jahre her, dass mich ein Buch ähnlich gefesselt hat, und das, obwohl mir immer wieder zu Ohren kam, dass der erste Band („Schwarz“) ein zäher Einstieg sei. Ich war gebannt vom Protagonisten. Die Tatsache, dass seine bisherige Reise, seine vorherigen Begegnungen mit dem Mann in schwarz sowie seine gesamte Lebensgeschichte vor dem großen Bruch in seinem Leben nur Bruchstückhaft, teils wirr und mit großen Sprüngen aufgedeckt wird (und das auch nur rudimentär, vieles wird gar nicht berichtet) trieb mich immer und immer weiter an. Selbst als King etwas tut, das ich normalerweise bis aufs Blut hasse, bleibe ich am Ball. Ich kann es nämlich grundsätzlich nicht ausstehen, wenn ich beim Lesen in eine fremde, liebevoll gezeichnete Welt eintrete (wie hier in die staubtrockene, postapokalyptische Wüstenwelt), nur um dann in einem krassen Bruch in einer anderen Welt zu landen (hätte ich vorher gewusst, was im zweiten Band abgeht, hätte ich an dieser Stelle geschmunzelt). Lange Rede, kurzer Sinn: ich habe den ersten Band der Reihe regelrecht verschlungen. King stellt den nebulösen, fragwürdigen Protagonisten (als er das Kind, für das er väterliche Liebe empfindet, in den Tod stürzen lässt, um sein abstruses Ziel zu erreichen, erlangte er eine enorme psychologische Tiefe zu Lasten der Sympathie) über die streng genommen kaum vorhandene Handlung, dieser Umstand konnte mich wider Erwarten am Lesen halten.

Am Tag darauf musste ich konsequenterweise mit dem zweiten Band anfangen – und habe ihn ebenfalls, trotz gesteigertem Umfang, in zwei konspirativen Sitzungen am selben Tag verschlungen. Was soll ich sagen – ich war zuerst sehr verwirrt. Den Ansatz der multiplen Universen hatten wir ja schon andeutungsweise in Band eins. Dass aber der zweite Teil nahezu überhaupt nicht in Rolands Welt stattfindet, sondern die Handlungen durch ominöse Raum- und Zeitsprünge ausgelagert wird, hatte ich gar nicht erwartet. Anstatt mich abzuschrecken hat mich dieser Umstand angezogen.
 
Ich habe umgehend mit dem dritten Band beginnen müssen. Leider ging der Urlaub aber zwischenzeitlich zu Ende, so dass ich mir nun die Zeit, die in diesen faszinierenden Zyklus investieren möchte, mühsam erarbeiten muss – aber ich muss unbedingt wissen, wie die Geschichte in Rolands Welt weitergeht.

Donnerstag, 26. Februar 2015

Mission 200x - Pt. 3

2006.1 – Communic – Fooled By The Serpent

Communic haben bei mir vor fast zehn Jahren – wie bei einem großen Teil der Szene – mit Ihrem Debut richtig eingeschlagen. Das zweite Album konnte dessen Niveau, abgesehen vom natürlich nicht mehr vorhandenen Überraschungseffekt, halten. „Fooled By The Serpent“ ist mein Höhepunkt des Albums. Technisches Thrashriffing, ausdrucksstarker Gesang (der weniger an Nevermore erinnert als noch auf dem Debut), und ein emotionaler Refrain sowie tiefgehenden Gitarrensoli. Ein Musterbeispiel für zeitgemäßen, harten Progmetal.

2006.2 – Falconer – Northwind

Ich kenne keine Band, die es wie Falconer schafft, schunkelige, folkige Melodien metallisch darzubieten, ohne den ausgelatschten Pagan-Kitsch-Pfad zu bestreiten. Dazu ist wahrscheinlich alleine schon der ausgebildete Gesang des Musicaldarstellers Blad zu erhaben. Northwind ist für mich absolute Gute-Laune-Musik, die dennoch nie zu fröhlich oder gar lustig wird.

2006.3 – Pharaoh – By The Night Sky

Was soll ich über dieses makellose Heiligtum noch Worte verlieren… Dieser Song ist nicht weniger als der perfekte US-Metal-Song. Klar in der NWOBHM verwurzelt (die ersten zwei Minuten hätten Maiden auch zu Ihrer Hochphase nicht besser komponieren können), roh und energisch, dabei aber musikalisch vielschichtig und verspielt, gekrönt von einem herausragenden Sänger und einem der besten Refrains der Menschheitsgeschichte. Ich schwärme, ich weiß.

2007.1 – Candlemass – Of Stars And Smoke

Ich war beinharter Fan der Marcolin-Ära (die Klasse von Chapter VI beispielsweise hat sich mir erst spät erschlossen), und war entsprechend frustriert, dass er sich nach dem wirklich guten Comeback wieder mit der Band überworfen hat. Dass sein Nachfolger Lowe ein richtig guter Sänger ist, war mir bekannt, dass er die Lücke aber nahtlos schließt und seinen Vorgänger fast vergessen machen kann, das habe ich mir nicht erträumen können. „King Of The Grey Island“ – das stärkste der drei hochklassigen Lowe-Alben – beinhaltet mit „Of Stars And Smoke“ nicht weniger als den einzigen Candlemass-Song, der den Überhits „Solitude“ und „Samarithan“ ebenbürtig ist.

2007.2 – Darkthrone – F.O.A.D.

Ich bin kein Black Metal Fan, aber alles, was Darkthrone seit ihrem stilistischen Bruch abgeliefert haben, rennt bei mir offene Türen ein. Dieser räudige Rotz, das pure Punkfeeling und die Underground-Einflüsse, die sie ihrem garstigen Black Metal beimengen, machen sie einzigartig. Dass man das als Schwarzalbenheimer nicht mehr abkann, ist verständlich. Dass Schöngeister daran zu Grunde gehen ebenso. Der Titeltrack „Fuck Of And Die“ ist nur exemplarisch für verdammt viele tolle Brecher auf der Scheibe.

2007.3 – Rush – Far Cry

Dass Rush kein schlechtes Album aufnehmen können, ist Gesetz. Dass sie es aber 2007 noch einmal geschafft haben, qualitativ mit ihren ganz großen Alben mitzuhalten, hat mich überrascht. Ich halte die „Snakes & Arrows“ für das beste Album seit der „Moving Pictures“. Das Album ist reif, erwachsen, von Lebenserfahrung geprägt, nachdenklich und tiefgründig. „Far Cry“, das heißt komplexes Rhythmusspiel, charakteristische Powerchords und typische Gesangslinien. Toll.

2008.1 – Ayreon – Beneath The Waves

Lucassen kann – seinen Aussagen in einigen Interviews zu Folge – sein 2007er-Album nicht mehr sonderlich gut leiden. Zu anstrengend empfand er wohl den Aufnahmeprozess, die Songs seien zu sehr überfrachtet mit Sängern. Mir geht es genau anders, ich liebe die zahlreichen stimmlichen Facetten auf dieser Doppel-CD. Die Songs sind wieder ausladender als auf dem kompakteren Vorgänger, die Stimmung erinnert mich an die Migrator-Alben, jedoch mit den warmen Melodiebögen der Electric Castle. Die ruhigeren Songs – wie eben „Beneath The Waves“ - lassen den tollen Sythies und grandiosen Gesängen ausreichend Platz. Es ist mir ein Rätsel, was Lucassen seinen Gästen in den Tee rührt, aber auffallend ist, dass jeder Sänger, der Teil eines Ayreon-Albums sein durfte, bei ihm immer noch ein bisschen besser klingt als in seinem gewohnten Umfeld. Absolut faszinierend.

2008.2 – The Devil’s Blood – Voodoo Dust

Der Duden definiert Hype als „besonders spektakuläre, mitreißende Werbung, die eine euphorische Begeisterung für ein Produkt bewirkt“. Das war bei „The Devil’s Blood“ zu EP- und Debutzeiten sicher der Fall. Ich gehöre aber zu denen, die der Meinung sind, dass das abgelieferte Songmaterial diese Euphorie absolut gerechtfertigt hat. Die zehnminütige Nummer „Voodoo Dust“ ist im Kern – losgelöst von spinnerten Ideologien, die mir sonst wo vorbeigehen – nichts anderes, als die Essenz des Hardrocks der späten Sechziger und frühen Siebziger. Alleine schon die zwei ausufernden Gitarrensoli in diesem Song setzen Maßstäbe, ein Blackmore hätte diese nicht besser hinbekommen.

2008.3 – Warrel Dane – Brother

Dane hat es auf seinem mit Hilfe von Produzent und Songwriter Peter Wichers entstandenen Soloalbum hörbar genossen, anstelle innerhalb von groß angelegten, bis ins letzte gefüllten Nevermore-Songs agieren zu müssen, simple, reduzierte Songstrukturen vorgesetzt zu bekommen. Das minimalistisch arrangierte „Brother“ nutzt er, um den vielleicht größten emotionalen Tiefgang seiner ganzen Laufbahn in seine Stimme zu legen. Großartig.

2009.1 – Heaven & Hell – Bible Black

Leider das letzte Studio-Album von Ronny James Dio. Es ist faszinierend, dass seine Stimme im Alter nicht an Kraft verloren, sondern gar an Farbe gewonnen hat. Iommi hat auf dem leider einzigen Spätwerk der „Heaven & Hell“-Besetzung gewohnt starke Riffs zu epischen Songs geformt, und eben durch den bereits gelobten Gesang empfinde ich das Album stärker als das viel gelobte Black Sabbath-Album des Jahres 2013.

2009.2 – Jack Starr’s Burning Starr – Once And Future King

Sängerfixiert, wie ich nun einmal oft bin, ist nicht Jack Starr mein Held auf diesem Album, sondern seine Entdeckung an der Mikrofonposition: Todd Michael Hall. „Once And Future King“ lebt von seinen wundervollen, technisch hervorragend gesungenen Choreinlagen, die aus dem guten, aber vielleicht ein wenig biederen US-Metal etwas Besonderes machen. Mancher empfindet vielleicht die Produktion als zu sauber und glatt, aber das mindert meine Euphorie für das Dargebotene in keiner Weise.

2009.3 – RAM – Suomussalmi (The Few Of Iron)

Wieder ein Song, den ich in der Tat als makellos bezeichnen muss. Epischer Aufbau, atmosphärische Instrumentalparts, ein Jahrhundertrefrain, dabei stellenweise schön priestlastig. Ich weiß nicht, wie viele Male ich diese vertonte Schlacht des Winterkrieges zwischen Finnland und den Sowjets schon gehört habe, aber der Song nutzt sich nicht ab, jedes Mal verspürt meine Faust den Drang, sich zu ballen und in die Luft zu fahren.

Mission 200x - Pt. 2


2003.1 - Cage – Blood Of The Innocent

Die Musikalische Wertigkeit der Cage-Alben nimmt einen Achterbahn-ähnlichen Verlauf. Das Debut lies mich aufhorchen, der Zweitling war toll, das dritte Album eine Granate, das vierte konnte das Niveau knapp halten, anschließend ging es in voller Fahrt Talwärts. Was für mich die dritte Scheibe am wertvollsten macht, ist das Zusammenkommen von direktem, priestlastigem Songwriting mit dem variabelsten Gesang, den ich bislang von Sean Peck gehört habe. Er liefert nicht nur gnadenlos geile Halford-Screams ab, sondern lotet auch die Grenzen seiner Stimme ins extreme aus – so manche Shouts wären fast Black Metal-tauglich. Blood Of The Innocent ist ein Paradebeispiel eines klassischen Metalsongs mit schönen, zweistimmigen Gitarrenläufen der birminghamer Schule und bärenstarkem Gesang.

2003.2 – Doomsword – Heathen Assault

Akustisches Intro, theatralischer, eigenwilliger Gesang, dann ein radikales Break, das in eine epische Doomwalze allererster Güte überleitet. Allein schon die ersten beiden Minuten ziehen in mich in den Bann, wie es nur ganz selten passiert. Dieses Album ist eines der besten epischen Metalalben aller Zeiten, hier wird sogar fast das Niveau der White Goddess erreicht. Ich liebe es, wenn Musik Bilder in meinem Kopf malt, und die nebeligen Schlachtengemälde, die Doomsword auf die Leinwand zaubern, sind atemberaubend.

2003.3 – Masterplan – Soulburn

Masterplan haben mit ihrem Debut gezeigt, dass melodischer Metal der europäischen Machart erwachsen sein kann. Die Gesangslinien, die Gitarrenharmonien, die Keyboarduntermalungen – all das, was viele Kompositionen dieses Genres oft kitschig oder klebrig werden lässt – klingt hier reifer und erdiger. Es war die richtige Entscheidung, die CD anstelle des erst angedachten Michael Kiske von Jorn Lande einsingen zu lassen. Dessen wesentlich rauere und kernigere Rockröhre trägt viel zu diesem Umstand bei.

2004.1 – 3 Inches Of Blood – Deadly Sinners

Vollgas geradeaus mit Anlauf direkt in die Fresse. Zweifellos der Hit des Albums. Uptempo, minimalistisches Riffing, kratziger Gesang in höchsten Tonlagen, starker Refrain, fertig. Das war damals unglaublich frisch und spielfreudig, der Song hat einfach nur in den Arsch getreten. Das ist Metal der alten Schule, mit einem Extrakännchen Härte uns Esprit.

2004.2 – Overlorde – Snow Giant

Ich weiß, dass der Song bereits Mitte der Achtziger entstand und auf einer selbstveröffentlichten Demo-EP lokal in Umlauf kam. Trotzdem hat es bis 2004 gedauert, bis die Band ihr erstes (und leider einziges) Album veröffentlicht hat. Neben großen Epen waren auch kurze, knackige Brecher vertreten – wie eben das herausragende „Snow Giant“. Der hervorragend singenden Bobby Lucas schafft es, aus einem ohnehin schon sehr guten Song einen noch besseren zu machen. Und dazu dieses Riff, das sich tief in den Schädel frisst und nicht mehr herauskommen will – ein Ohrwurm par excellence.

2004.3 – Sacred Steel – Open Wide The Gate

Offen gesagt finde ich die ersten drei Scheiben der Schwaben nur nett, aber nicht mehr. Interessant wurde die Band für mich erst, als sie auf dem vierten Album begann, Stilmittel des extremen Metal in ihren Sound mit einzubringen. Auf dem fünften Album, Iron Blessings, hat das in Perfektion funktioniert. Open Wide The Gate – gnadenloses, extremes Schlagzeug mit Blastbeateinschüben, Gitarren an der Grenze zum Death Metal, und Growls, die wunderbare Kontrastpunkte zum hellen, hohen Klargesang setzen. Dazu ein ausladender, eingängiger Refrain – und fertig ist der vielleicht beste Song, den diese Band je komponiert hat. Nach Abwanderung der Gitarrenfraktion, die wohl für die Genrefremden Einflüsse verantwortlich waren, konnte das Niveau der Iron Blessings leide nicht mehr erreicht werden.

2005.1 – Manilla Road – Riddle Of Steel

Ich liebe diese Band und dieses Album. Gates Of Fire war mein Erstkontakt. Der Opener, Riddle Of Steel, ist direkt ein Höhepunkt der gesamten CD. Flott, virtuos getrommelt, eine schroff gesungene Strophe und ein Refrain, wie ihn nur Manilla Road schreiben können. Diese Melodie und der nasale, mystische Gesang, das wirkt auf mich beinahe sakral. Manilla Road waren für mich nie sperrig, seltsamerweise. Die Songs haben sich mir immer erschlossen, ausufernde Solos (wie auch hier) oder vertrackte Rhythmen hin oder her. Der oft gescholtene Sound – von schlecht klingender Demo war die Rede – passt meiner Meinung nach wie Arsch auf Eimer. Roh, echt, schwitzig. Das Schlagzeug deutlich im Vordergrund, die Gitarren leicht schrammelig im Sound, dennoch verschwinden keine Details im Soundbrei, alles wirkt homogen. Ich will dieses Album mit keinem anderen Klang.

2005.2 – Sieges Even – Unbreakable

Ich kenne von Sieges Even nur die beiden Spätwerke mit Arno Menses. Die sind aber beide toll. Progressiver Metal mit Tiefgang und ständig präsenter Melancholie. Der filigrane, zerbrechliche Gesang von Menses und das sehr zarte Gitarrenspiel in der ersten Songhälfte machen Unbreakable zu einem Highlight. Selbst der technisch anspruchsvolle Mittelpart verkommt nicht zur instrumentalen Selbstdarstellung. Sieges Even erreichen auf dem gesamten Album ein Niveau, das sich meines Erachtens selbst mit den Glanzlichtern von Dream Theater messen lassen kann.

2005.3 – The Vision Bleak – The Curse Of Arabia

Eine Band, die stilistisch anders gelagert ist, als nahezu alles, was ich sonst an mich heran lasse. Die auf dem Debut noch stärker vorhandene Gothic-Schlagseite wurde auf dem zweiten Album weniger präsent, dafür wurde die Songs härter und die Gitarren in ihrem Sound fast schon Death-Metal-Kompatibel. Am Gesang werden sich die Geister scheiden, sehr theatralisch und leicht murmelnd arbeitet sich Allen B. Konstanz durch die Songs. Ich mag das zweite Album, Carpathia, sehr gerne. Die Story über den Erbfall in den Karpaten, die in einer Geschichte über Lovecrafts Kutulu-Kult aufgeht, ist liebevoll und packend inszeniert, und The Curse Of Arabia mit seinen – wer hätte es geahnt – orientalischen Einsprengseln, ist einer der Höhepunkte.

Tim Miller – Willkommen in Hell, Texas

Der neueste Ableger der „Extrem“-Reihe des Festa-Verlages – so viel gleich vorweg – ist ein gelungener und gehört eindeutig zu den besseren Bänden dieser FSK18-Reihe.

Die Rahmenhandlung füllt mit Müh‘ und Not einen Bierdeckel, aber das reicht. Vier junge Studenten befahren einen einsamen texanischen Highway, werden von einem vermeintlichen Polizistenduo aufgegriffen, der illegalen Einwanderung bezichtigt, und in eine verlassene Kleinststadt weitab jeder Zivilisation verschleppt. Dort werden die vier getrennt, und der „Spaß“ beginnt. Es folgen brutalste, knallharte Abartigkeiten, wie man sie auf dieser Reihe kennt und erwartet. Das Maß an Verstümmelungen, Vergewaltigungen und bizarren Phantasien ist hoch.

Jedem zartbesaiteten Leser muss man vom Lesen dieses recht kurzen Romans (knapp über 150 Buchseiten) klar abraten. Wer aber auf der Suche nach literarischen Ergüssen der geschmacklosen Art ist, der wird hier voll bedient. Tim Miller schafft es sogar, inmitten seiner Gewaltorgien stellenweise schwarzen Humor aufkommen zu lassen, der mich zum Schmunzeln brachte.

Ein Lob an den Verlag, mich freut es bereits auf den nächsten, für Ende April angekündigten „Extrem“-Band. Alle bisherigen Romane haben mich gut unterhalten, mit einigen Ausreißern nach oben.